Wenn Sie schon einmal ein Baby mit Windel in einem Planschbecken gesehen haben, dann wissen Sie, wie dick eine richtig nasse moderne Windel werden kann. Was hier mit der Windel passiert, ist die praktisch perfekte Ausnutzung des Saugkörpers.
Selbst wenn man diese Windel nun auswringt, bleibt doch ein erheblicher Teil der Flüssigkeit in der Windel zurück. Der Grund dafür sind kleine Kügelchen, die mittlerweile in allen Windeln und den meisten Inkontinenzhilfsmitteln zu finden sind: der so genannte Superabsorber SAP.
Moderne Windeln sind Hightechprodukte
SAP ist die Abkürzung für Superabsorbent Polymer, ein Pulver, was fast wie Zucker aussieht. Polymere sind sich wiederholende chemische Verbindungen, die unterschiedlichste Strukturen und Funktionen haben können. SAP hat die Funktion, Flüssigkeiten zu binden und auf diese Weise festzuhalten. Auch unter Druck werden die Flüssigkeiten nicht mehr abgegeben. Der Superabsorber verbindet sich mit den Flüssigkeiten zu einer Art Gel.
Dabei ist das SAP extrem effektiv. Unter Laborbedingungen kann so ein Polymer das bis zu 1000-fache seines Eigengewichtes an Flüssigkeit aufnehmen. Unter diesen Umständen würden also schon zwei Gramm SAP ausreichen, um rund zwei Liter Flüssigkeit zu binden.
In der Praxis sind Windeln nicht so effektiv wie im Labor
In einer Windel ist das SAP allerdings weit entfernt von diesen idealen Bedingungen und auch Urin ist alles andere als die perfekte Flüssigkeit. Die zuvor genannte Menge kann erreicht werden, wenn destilliertes Wasser verwendet wird. Dieses Wasser enthält nahezu keine Salze oder andere Fremd- oder Schwebstoffe.
Urin hingegen enthält neben Salzen wie dem auch als Kochsalz bekannten Natrium Chlorid eine große Zahl verschiedener anderer Stoffe, die der Körper über den Urin ausscheidet. Daher kann der Superabsorber deutlich weniger Urin binden als destilliertes oder sogar normales Wasser.
Die Konzentration dieser Stoffe im Urin ist aber nicht immer gleich, sondern hängt von verschiedenen Dingen ab. So hat die Ernährung, die Menge an aufgenommener Flüssigkeit, aber auch der Verlust von Flüssigkeit durch zum Beispiel Schwitzen einen großen Einfluss auf die Konzentration des Urins.
Vereinfacht lässt sich sagen, je klarer der Urin ist, desto höher ist die Aufnahmefähigkeit des SAP in der Windel. So erklärt sich auch das Phänomen, dass eine Windel oft deutlich mehr aufnimmt, wenn viel getrunken wird.
Doch nicht nur die Urinkonzentration hat Auswirkungen auf die tatsächliche Saugfähigkeit einer Windel.
Anders als unter Laborbedingungen ist der Superabsorber in einer Windel im Saugkörper eingearbeitet. Der Saugkörper funktioniert in einem Zusammenspiel verschiedener Materialien (Zellstoff, SAP, wasseranziehende und -abweisende Stoffe), durch die die Flüssigkeit im Saugkörper möglichst effektiv verteilt und letztlich gebunden wird.
Druck auf der Windel und große Urinmengen erhöhen die Auslaufgefahr
Zum Beispiel im Sitzen, wenn Druck auf dem Saugkörper ist, kann eine Windel schneller auslaufen und weniger aufnehmen als etwa beim Laufen oder im Liegen. Bei kleineren Kindern kann dieser Effekt auch durch den Gurt eines Kindersitzes oder Kinderwagens erhöht werden, da hier häufig von allen Seiten leichter Druck auf die Windel ausgeübt wird.
Die Auslaufsperren können den Urin dann nicht lange genug zurückhalten, bis der Saugkörper alles sicher aufgenommen hat. Auch die Urinmenge hat darauf Einfluss. Häufige kleine Mengen können besser aufgenommen werden als größere Mengen auf einen Schlag.
Fazit:
Eine moderne Windel ist ein wahres Hightechprodukt und nicht mehr vergleichbar mit früheren Windeln, die oft nur aus Folie und Zellstoff bestanden hatten. Wieviel eine Windel aber im Alltag tatsächlich aufnehmen kann, hängt von der Urinkonzentration, der Urinmenge und der allgemeinen Situationen ab, in der die Windel getragen wird.